"MENSCH und SEIN" - Gemeindezentrum St. Marienkirchen an der Polsenz - 03.02.2017 bis Ende April

Mag.art. Richard Wall
Zur Malerei von Tobias Bugner


Tobias Bugner hat über Jahre hindurch die Wirkung der bildnerischen Mittel für seine Absichten ausgelotet, graphisch, d.h. vor allem mit der Linie, gearbeitet und hat sich immer wieder auch der Farbe zugewandt. Es gibt von ihm frühe Grisaille- d.h. in Grauabstufungen gehaltene Bilder und solche mit stark reduzierter Palette. Selbstgewählte Beschränkung ist immer gut, um aus dieser maximalen Ausdruck zu erzielen. Bei den Bildern, die sie hier sehen, erfolgte der Farbauftrag mit einer kleinen Spachtel und in mehreren Lagen. Diese Schichten vergleicht Tobias mit jenen des menschlichen Bewusstseins. Im Vorgang des Trocknens greift er allerdings ein, um Teile des Auftrags wieder zu entfernen, abzukratzen, und um in die Fläche hinein Linien zu ziehen. Ich sehe darin energische, an anderen Stellen wiederum dezente Spuren, die, wie ich glaube aus seinem Inneren kommen, feinnervige Gespinste manchmal,
die mich an Aufzeichnungen eines Erdbebenmessers, eines Oszillographen, erinnern, denn des Künstlers Sensibilität spürt die Erschütterungen und Schwingungen seiner Zeit und bannt diese mit seinen Mitteln.


Tobias arbeitet sich regelrecht ab an einem Bild. Wohl hat er eine Idee, eine Vorstellung von dem, was er auf die Leinwand bringen und sichtbar machen möchte, doch er lässt sich die Freiheit für Spontanität, reagiert auf das beim Farbauftrag Entstandene und gibt dem Zufall eine Chance, wenn er, der Zufall, im Sinne der Aussage und der Komposition einen ästhetischen Beitrag liefert. Tobias weiß um die Mittel, die er einsetzt, sein Auge ist geschult über Jahrzehnte und sein Gefühl für den Weg zur Lösung, der, wie schon angedeutet, ein längerer Prozess sein kann, der ein Scheitern nicht ausschließt, trügt
ihn nur selten.


Neben den neuen und neuesten Arbeiten, den Gespachtelten, sehen sie auch noch zwei ältere, sogenannte Schüttbilder, die in der Entstehungsphase eine Konzentration wie beim Bogenschießen erfordern und in der Sparsamkeit der Mittel ein Höchstmaß an Ausdruck signalisieren.
Tobias kennt als gelernter Werbegraphiker die Wirkung der Kontraste, er versteht Spannung zu setzen, etwa zwischen Fläche und Linie, zwischen Hell und Dunkel, zwischen kalten und warmen Farben, zwischen konkret-gegenständlichen und figuralen Formen einerseits und der ungegenständlichen aber nicht weniger bedeutungsvollen Fläche, die auch so etwas wie ein Hintergrund sein kann.


Die Titel lassen erkennen, dass sich der Autor der Bilder Gedanken macht über seine und unserer Existenz, über die alten Fragen, die uns bedrängen: Woher kommen wir, wer sind wir, wohin gehen wir. Denn neben inneren und äußeren Landschaften steht im Brennpunkt der Mensch, als solitäres Wesen aber auch in Beziehung zu seinem nächsten.
Und die Titel sind nicht aufgesetzt, sondern sind kongruent mit dem, oder Annäherungen an das, was die Bilder zeigen.